Rassismus bekämpfen: nicht einfach, aber notwendig und möglich!

21 März 2021
Handlungsfelder: Aller Aktionsbereiche
Diskriminierungsgrund: Racism

Rassismus in der Gesellschaft zu bekämpfen, ist keine leichte Aufgabe. Die Zahl der Meldungen zu den geschützten Merkmalen aus dem Anti-Rassismus-Gesetz stieg im vergangenen Jahr um 49,5 % auf 3.684. In dieser Zahl sind auch Ereignisse enthalten, die mehrfach berichtet wurden, wie z. B. Tweets von Politikern. Letztes Jahr registrierte Unia 2.081 Ereignisse, die auf sogenannten rassistischen Merkmalen basieren. Das ist eine Steigerung von 1,2 % gegenüber 2019. 

Im Jahr 2020 eröffnete Unia 956 Fälle, die auf den geschützten Merkmalen des Anti-Rassismus-Gesetzes basieren. Das ist eine Steigerung von einem halben Prozent. Vergleicht man mit dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, so ergibt sich eine Steigerung von 20,8 %. 

Im letzten Jahr betrafen die Fälle vor allem die Gesellschaftsbereiche "Güter und Dienstleistungen", "Medien" und "Arbeit". Bezüglich der Güter und Dienstleistungen betrafen die Fälle (196) hauptsächlich die Bereiche Wohnen, Finanzdienstleistungen, Geschäfte und Transport. Bei den Medien (244 Dateien) handelte es sich hauptsächlich um Meldungen auf Facebook und Twitter. Im Bereich Arbeit (194 Akten) betraf dies hauptsächlich Arbeitsbeziehungen, Beziehungen zu Kunden, Nicht-Einstellung, Entlassungen und Arbeitsorganisation. Außerdem gab es 99 Fälle, die die sogenannten rassistischen Merkmale im Zusammenhang mit der Polizei und der Justiz betrafen. 

Körperverletzung

Manchmal umfassen rassistische Vorfälle auch Körperverletzungen. Im Jahr 2020 hat Unia 52 Fälle dieser Art eröffnet. Diese Fälle umfassten verschiedene Tatbestände, von Gewalt durch Polizeibeamte, bis hin zu (versuchtem) Totschlag. 

Unia kommuniziert diese Zahlen anlässlich des 21. März 2021, dem Welttag gegen Rassismus. Die Popularität von Facebook, Twitter und verwandten Medien, die während des Lock Downs zunahm, wird von einer Welle von Nachrichten begleitet, die eine Menge grundlosen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zeigen. Es wird daher immer wichtiger, Hassbotschaften im Internet entschlossen zu bekämpfen.  

Struktureller Charakter von Diskriminierung 

"Alle Zahlen und Beispiele von Einzelsituationen verdeutlichen den strukturellen Charakter der rassistischen Diskriminierung, die in unserer Gesellschaft stattfindet. Wir dürfen sie nicht auf vereinzelte Beispiele reduzieren", so die Direktion von Unia. "Viele Untersuchungen - zum Beispiel unsere Diversitätsbarometer zu Arbeit, Wohnen und Bildung sowie das Sozioökonomische Monitoring - zeigen, dass unsere Gesellschaft Ungleichheiten, Ethnostratifizierung* und Segregation Jahr für Jahr und von Generation zu Generation reproduziert; auch das 'Geschlecht' und die sozioökonomische Position spielen dabei eine Rolle." 

Bei vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Bürgern besteht die starke Erwartung, dass endlich Fortschritte bei der Bekämpfung von Rassismus erzielt werden. Die Aufrechterhaltung des "Status quo" ist keine Option mehr. 

Nationaler Aktionsplan  

Am 30. Juli 2021 jährt sich zum 40. Mal die Verabschiedung des Anti-Rassismus-Gesetzes. Und es wird 20 Jahre her sein, dass in Durban, Südafrika, eine wichtige Weltkonferenz zur Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit stattfand, auf der auch Belgien versprach, sich für die Beseitigung von Rassismus einzusetzen. Die "Black Lives Matter"-Bewegung, die sich kürzlich von den USA auf viele andere Länder ausbreitete, schärfte das Bewusstsein für die Auswirkungen von Rassismus in der Gesellschaft.  

"Es ist ermutigend zu sehen, dass belgische Politiker endlich an einem nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung von Rassismus arbeiten", so die Unia-Direktion. Unia wird an der interministeriellen Konferenz zur Bekämpfung des Rassismus teilnehmen. "In der Region Brüssel wird ein regionaler Anti-Rassismus-Plan diskutiert und es gibt Pläne, „Anti-Rassismus-Assisen“ zu organisieren. Sowohl in der Kammer als auch im Parlament der Region Brüssel oder sogar in einigen der Städte findet eine Reflexion über die koloniale Vergangenheit statt."

Positiver Wendepunkt?  

"Rassismus bleibt also ein hartnäckiges Problem", stellt die Unia-Direktion fest. "Obwohl es auch Hoffnung gibt. Das Jahr 2021 hat alles, um ein positiver Wendepunkt zu werden, zumindest wenn die politisch Verantwortlichen ihr Engagement in die Tat umsetzen und starken Worten konkrete Taten folgen lassen. Natürlich sind die besten Absichten nur dann von Wert, wenn sie auch in die Tat umgesetzt werden. Dies erfordert Anstrengungen von Regierungsministern, lokalen Behörden, Bildung, Gewerkschaften, Arbeitgebern, der Zivilgesellschaft und anderen Akteuren."

* Ethnostratifizierung: das Phänomen, nach dem die Herkunft einer Person ausmacht, in welchem Segment des Arbeitsmarktes sie sich wiederfindet.

Zusätzliche Informationen  

Unia trägt auf verschiedene Weise zur Bekämpfung von Rassismus bei. Wir unterstützen Opfer von Rassismus, die sich bei uns melden können. Wir arbeiten auch mit vielen Städten und Gemeinden zusammen, die Initiativen in diesem Bereich ergreifen. Unia bietet Schulungen in Unternehmen und Organisationen zum Thema Diversität und Kampf gegen Diskriminierung an. Unia stimmt sich auch mit den breiten Organisationen der Zivilgesellschaft ab, die im Kampf gegen Rassismus aktiv sind, und hat zu diesem Zweck einen Beratungsausschuss für Rassismus eingerichtet.    

Konkrete Beispiele dafür, was Unia tut   

  • Wir organisieren ein Webinar, um flämischen Städten beim Umgang mit Hassbotschaften zu helfen und lokale Initiativen zu unterstützen, zum Beispiel in Verviers, Gent und Mechelen   
  • Wir beteiligen uns an Aktionen zur Sensibilisierung gegen Rassismus im Sport   
  • Wir beraten über den geplanten interföderalen Plan zur Bekämpfung von Rassismus   
  • Wir schulen und informieren Referenzpolizisten, um sie im Kampf gegen Rassismus in ihrer Polizeizone zu unterstützen   

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Antisemitismus nach wie vor leidige Realität, vor allem im Internet

Heute vor 73 Jahren wurden die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz befreit. Der Antisemitismus jedoch ist immer noch nicht überwunden. 2016 gingen bei Unia sage und schreibe 109 Meldungen wegen antisemitischer Tatbestände ein, mehr als doppelt so viele wie 2015. Der Fokus hat sich allerdings verschoben. Während die Zahl der verbalen Aggressionen zurückging, stieg die Zahl der antisemitischen Äußerungen im Internet weiter an. 

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